Aufgeworfene Frage
Hast du schon mal darüber nachgedacht, warum es so sein kann, dass sich zwei Menschen in einer objektiv genau gleichen Situation befinden und doch ist für den ersten Menschen die Situation in Ordnung, vielleicht sogar positiv reizvoll während der zweite Mensch daran verzweifelt. Warum ist das möglich und warum ist es so wichtig zu verstehen, warum das so sein kann? Was bedeutet das für unser Leben miteinander und für dich? Denke einen Moment über mögliche Antworten nach …
Meine Überlegungen
Mein und auch dein Lebensuniversum sind jeweils eine rein subjektive Weltsicht, die wir uns mit unseren unterschiedlichen Gehirnorganen basteln. Stelle dir deine Erlebenswelt wie einen Planeten vor mit Tälern, Flüssen und Bergen. Diese sind entstanden, weil deine Umwelteinflüsse, also alles was bisher in deinem Leben passiert ist und auch die ursprüngliche Zusammensetzung deines Genoms einzigartig zusammengewirkt haben. Jeder Erlebensplanet ist einzigartig. Eine Landkarte meines Erlebensplanetens hilft als Wegweiser auf deinem Planeten also leider sehr wenig.
Und hast du dir schon mal Gedanken gemacht, warum du überhaupt ein Gehirn hast? Naja, eigentlich ganz einfach: Wenn dein Darm mit den ganzen Mikroorganismen irgendwo rumsitzt und nichts Verwertbares an Nahrung kommt vorbei, dann ist er ziemlich schnell nicht mehr da. Deshalb sind sich bewegende Lebewesen evolutionär im Vorteil gewesen. Und damit diese Bewegung zielgerichtet und effektiv funktioniert, machen Sinnesorgane, die Außenreize verarbeiten, und eine gute Kooperation mit anderen sich bewegenden Darmraumschiffen (nichts anderes bist du) sehr Sinn. Und jetzt kommt es: Für das Überleben eines Lebewesens ist es wichtig, dass die Kooperation gut funktioniert. Es ist dabei erst einmal egal, ob die bei der Kooperation ausgetauschten Informationen objektiv wahr sind.
Und jetzt wird es noch gruseliger: Außerdem gibt es außerhalb der Sinnesorgane auch keine objektive Wahrheit, die wir wahrnehmen können. Farben gibt es nur für Augen, weil wir die Wellenform des Lichtes als Farben verarbeiten. Übrigens ist es auch gar nicht möglich, meine Wahrnehmung von Grün mit deiner Wahrnehmung von Grün abzugleichen. Deshalb bin ich auch damit in meinem Universum allein und du bist das auch. Das ist an und für sich in Ordnung, wenn ich mir das immer klar mache sobald ich in Diskussionen mit einem anderen Menschen gerate. Denn unser kleines eigenes Universum fühlt sich absolut richtig und wahr für uns an. Das ist wichtig damit es uns gut geht und wir uns gut in unserer Umwelt bewegen. ABER: Was für mich absolut richtig ist, ist für die Gegenseite ggf. totaler Quatsch und das ist auch OK. Es ist aber sinnvoll, wenn wir mit einem anderen Menschen in Kontakt treten und wir ein gemeinsames Ziel verfolgen wollen, dieses Wissen im Hinterkopf zu haben. Wir brauchen dann ein mentales Treffen an einem uns beiden vertrauten Ort, wo sozusagen die gleichen Regeln für uns Beide gelten. Dann spricht man mit „gleicher Sprache“. Das Ganze nennt man dann Kommunikation. ☺ Kommunikation schafft eine gemeinsame Verständnisebene und überwindet die Grenze zwischen meiner und deiner Erlebenswelt. Leider finden wir trotzdem keine allgemeingültige Wahrheit, auch wenn wir uns einig sind. Sollte also eine weitere Person ins Boot geholt werden, dann beginnt die Arbeit an der gemeinsamen Ebene von vorn.
Denkanregung
Also merke dir: Nur weil du dein Universum verstanden hast und glaubst mit allumfassender Weisheit den großen Durchblick zu haben, kannst du in dem Lebensuniversum des Gegenübers ohne eine Bestätigung durch den Inhaber desselben wirklich niemals behaupten, Bescheid zu wissen. Fragen ist also besser als Behaupten, weil du eben im Lebensuniversum deines Gegenübers immer nur ein Besucher bist. Beobachte dich also gut und achte die Erlebenswelt deiner Mitmenschen.
Mit dem Thema haben sich natürlich auch schon andere Menschen vor mir beschäftigt. Forsche mal zu dem Thema objektive Wahrheit nach dem Höhlengleichnis von Platon. Und bestimmt kennst du auch die Bücher von Watzlawick zu Kommunikation. Falls nicht, sind sie sehr zu empfehlen.
Eine Anmerkung: Ein guter Coach hat das verstanden und erarbeitet mit dem Klienten eine Lösung aus dessen Erlebenswelt heraus, denn in einer Wüste des Erlebensplanetens des Klienten hilft eben kein Staudamm. Und nicht nur Coaches sollten das wissen. Eine gute Kommunikation und auch ein guter Streit leben von der vorurteilsfreien Neugierde auf das Wissen und Verständnis der Welt des Gegenübers.
Lehrsatz
Jeder Mensch ist der Herrscher seiner Innenwelt. Frage, wenn du sie kennenlernen willst. Frage mehr, wenn ihr kooperieren wollt!